In Zeiten der Digitalisierung findet der Rekrutierungsprozess weitgehend online statt: Die Bewerber informieren sich auf Internetportalen oder Karriereseiten und können ihre Bewerbungsunterlagen per E-Mail versenden oder direkt auf der Website hochladen. Persönliche Kontakt- und Gesprächsmöglichkeiten kommen dabei allerdings oft zu kurz. Die Kontaktaufnahme auf Jobmessen ist die einzige Möglichkeit, um von Anfang an persönliche Gespräche zu führen.
Ein Gastbeitrag von Jule-Kathrin Kamps.
Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber legen nach wie vor großen Wert auf ein persönliches Gespräch. In diesem Zusammenhang können Jobmessen für ein Unternehmen sehr hilfreich sein um neue Mitarbeiter zu akquirieren. Dass Jobmessen auch aus Sicht von Schülern und Auszubildenden an Bedeutung gewonnen haben, zeigt die vierte McDonald’s Ausbildungsstudie 2019. Die Studie untersuchte unter anderem, welche Informationsquellen die 14- bis 25-Jährigen nutzen, um sich über berufliche Möglichkeiten zu informieren. Die Ergebnisse zeigen, dass der Anteil der Befragten, die Jobmessen besuchen, von 33 % (2013) auf 41 % (2019) gestiegen ist.
Karriere- oder Rekrutierungsmessen werden in den meisten Fällen von Dritten organisiert und an einem öffentlichen Ort (Messegelände, Universität) veranstaltet. Arbeitgeber nutzen diese Messen, um sich und ihr Unternehmen zu präsentieren und potenzielle Bewerber über Einstiegs- und Karrieremöglichkeiten zu informieren. An den Messeständen der einzelnen Unternehmen haben beide Seiten die Möglichkeit, sich auszutauschen und kennen zu lernen. Gerade bei kleineren, branchenspezifischen Veranstaltungen bietet sich oft die Gelegenheit, bereits vor Ort Vorstellungsgespräche zu führen.
1. Das persönliche Kennenlernen
Der persönliche Kontakt ermöglicht es Arbeitnehmern und Arbeitgebern, sich einen ersten Eindruck voneinander zu verschaffen. Ein Gespräch am Messestand wird von vielen Bewerbern als angenehmer und entspannter empfunden als ein Gespräch im Unternehmen selbst. Die ungezwungene Atmosphäre hat den Vorteil, dass Arbeitgeber potenzielle Bewerber besser einschätzen können, da der Druck eines offiziellen Bewerbungsgesprächs wegfällt. Der Arbeitgeber hat die Möglichkeit, die natürliche Seite des Bewerbers kennen zu lernen.
2. Zeit- und Kosteneffizienz
Traditionelle Rekrutierungsprozesse sind mit hohen Kosten verbunden, die sich aus aufwendigen Stellenanzeigen, Honoraren für Personalagenturen oder dem Einsatz von HR-Software ergeben. Messeveranstaltungen bieten den Vorteil, dass sich ein Unternehmen innerhalb weniger Stunden auf der Messe präsentieren und interessierte Bewerber kennenlernen kann. Bereits vor Ort können Lebensläufe gesichtet und erste Gespräche geführt werden. Auf diese Weise können Kosten gespart und der Rekrutierungsprozess beschleunigt werden.
3. Öffentlichkeitsarbeit
Eine ansprechende und interessante Präsentation des Unternehmens auf einer Jobmesse ist eine gute Möglichkeit, den Bekanntheitsgrad zu steigern und die lokale Präsenz auszubauen. Messeveranstaltungen haben den Vorteil, dass nicht nur lokale Besucher erreicht werden, sondern auch potenzielle Bewerber aus den umliegenden Städten, mit dem Wunsch nach einer örtlichen Veränderung. Ein attraktiver Messestand, freundliche Ansprechpartner und exklusives Werbematerial bleiben den Besuchern positiv in Erinnerung. Im besten Fall erzählen sie ihren Freunden von diesem Unternehmen.
4. Talentpool aufbauen
Viele Besucher nutzen eine Messe, um sich über die aktuelle Arbeitsmarktsituation zu informieren, andere Unternehmen kennen zu lernen oder den eigenen Marktwert einzuschätzen. Für Unternehmen bieten Messen daher eine optimale Möglichkeit, Interesse zu wecken und Kontakte zu knüpfen. Interessierte Besucher mit entsprechenden Qualifikationen sind wertvolle Kontakte, die für den Aufbau eines Talentpools genutzt werden sollten. Insbesondere Studenten oder Auszubildende können qualifizierte Kandidaten sein, die zu einem späteren Zeitpunkt an einem Arbeitsverhältnis interessiert sein könnten.
5. Verbindlichkeit schaffen
Der persönliche Kontakt am Messestand hat den Vorteil, dass bei beidseitigem Interesse direkt vor Ort Bewerbungsgespräche geführt oder zeitnah Gesprächstermine vereinbart werden können. Bei Online-Bewerbungen ist oft viel Geduld erforderlich, da viele Unterlagen erst gesichtet werden müssen, bevor Gespräche geführt werden können. Hinzu kommt, dass Messebesucher den potenziellen Arbeitgeber bereits persönlich kennen gelernt haben. Dieser hat sich vor Ort Zeit für den Bewerber genommen, das Unternehmen vorgestellt und Fragen beantwortet. Das entgegengebrachte Interesse erzeugt eine höhere Verbindlichkeit auf Seiten der Bewerber. Zudem ist ein verantwortlicher Ansprechpartner bekannt, was die spätere Kontaktaufnahme erleichtert.
Fazit
Ein erfolgreicher Messeauftritt kann Unternehmen helfen, neue Mitarbeiter zu rekrutieren, mit Nachwuchskräften ins Gespräch zu kommen, den Bekanntheitsgrad zu steigern und sich von Wettbewerbern abzuheben. Jobmessen bieten Unternehmen die Möglichkeit, einen authentischen Eindruck bei potenziellen Bewerbern zu hinterlassen. Auch wenn in Zeiten der Digitalisierung, virtuelle Bewerbungsverfahren und Jobbörsen immer beliebter werden, lassen sich vor allem Vertrauen und Glaubwürdigkeit leichter im persönlichen Gespräch aufbauen. Gerade wenn es um Themen geht, die mit Aufregung und Anspannung verbunden sind, wie z. B. eine Bewerbungssituation, schaffen persönliche Gespräche sehr viel schneller Nähe, Verständnis und Vertrauen. Aus Arbeitgebersicht können sich Jobmessen somit erfolgreich mit alternativen Rekrutierungsmöglichkeiten „messen“.
Quellen: IfD Allensbach. (2019). McDonald’s Ausbildungsstudie 2019.